Tierschutz

Tier­trans­por­te | Nachtfahrten im Hochsommer

14-05-2020

Tier­trans­por­te | Nachtfahrten im Hochsommer

TIER­TRANS­POR­TE. Die we­ni­gen Tage in die­sem Win­ter, als es im Ol­den­bur­ger Müns­ter­land kalt war, nutz­ten Dr. Ste­phan Kru­se und Ste­fan Fre­richs, um ihre Köp­fe zu­sam­men­zu­ste­cken. Die Vion-Ma­na­ger zo­gen sich in ein klei­nes Büro am Stand­ort Ems­tek zu­rück und schau­ten auf Ta­bel­len und Gra­fi­ken mit An­lie­fer­zei­ten und Stall­ka­pa­zi­tä­ten. Da­ne­ben lag im­mer die Kli­ma­ta­bel­le 2019, be­son­ders aus­ge­wie­sen wa­ren die Mo­na­te Juli, Au­gust und Sep­tem­ber. Kru­se und Fre­richs, ver­ant­wort­lich für den Ein­kauf der Schlacht­schwei­ne, ent­war­fen in der kal­ten Jah­res­zeit ein Kon­zept für die hei­ßen Mo­na­te des Jah­res. Par­al­lel dazu dis­ku­tier­te auch Paul Daum, ver­ant­wort­lich bei Vion für den stra­te­gi­schen Le­bend­vie­h­ein­kauf Rind, mit ei­nem klei­nen Team im süd­li­chen Buch­loe über mög­li­che Maß­nah­men für Rin­der­trans­por­te bei an­hal­tend ho­hen Tem­pe­ra­tu­ren. Das Ziel muss sein, dar­in sind sich die Ma­na­ger ei­nig, Maß­nah­men zu tref­fen, um die Tie­re vor mög­li­chem Hit­zestress zu schüt­zen.

Wir kön­nen die Kli­ma­ver­än­de­rung nicht aus­blen­den“, sagt Ste­phan Kru­se. „Das ver­gan­ge­ne Jahr hat uns ge­zeigt, dass wir für die Som­mer­zeit ei­nen kla­ren Plan be­nö­ti­gen, der mit un­se­ren Lie­fe­ran­ten früh­zei­tig ab­ge­stimmt wird.“ Ein­zel­ne Bun­des­län­der, so Paul Daum, sind eben­falls in der Dis­kus­si­on. Er be­fürch­tet,

dass es in den Bun­des­län­dern zu un­ter­schied­li­chen Tem­pe­ra­tur- und Trans­port­an­for­de­run­gen kom­men könn­te, die die Trans­por­te zu­sätz­lich er­schwe­ren wür­den. So weit soll es 2020 nicht kom­men, des­halb be­rei­tet Vion ein Maß­nah­men­pa­ket vor.

Bei­spiel Ems­tek in Nie­der­sach­sen: Vi­ons größ­ter  Schwei­ne­schlacht­be­trieb in Deutsch­land mit ei­ner Ge­neh­mi­gung für mehr als 10.000 ver­ar­bei­te­te Tie­re am Tag ver­fügt über eine Stall­ka­pa­zi­tät von 1.500 Tie­ren. „Das reicht für zwei Stun­den“, sagt Fre­richs. „Da­mit kön­nen wir aber eine Ta­ges­pro­duk­ti­on an un­se­rem wich­tigs­ten Stand­ort nicht auf­recht­er­hal­ten.“

Was also tun? Die Vion Zucht- und Nutz­vieh so­wie Er­zeu­ger­ge­mein­schaf­ten und Vieh­händ­ler als wich­tigs­te Lie­fe­ran­ten für Rin­der und Schwei­ne wer­den früh­zei­tig in die Pla­nung ein­be­zo­gen. Nach dem Plan von Kru­se, Fre­richs und Daum könn­te es – je nach Tem­pe­ra­tur­la­ge – im Hoch­som­mer not­wen­dig wer­den, die Tie­re in den küh­le­ren Nacht­stun­den zu fah­ren und an­zu­lie­fern. Fre­richs: „Das gan­ze Sys­tem muss dar­auf ab­ge­stimmt wer­den, nicht nur bei Vion, son­dern auch bei den Land­wir­ten und den Vieh­fah­rern. Das be­deu­tet, dass un­se­re Bau­ern dann schon in den spä­ten Abend­stun­den und mit­ten in der Nacht la­den müs­sen.“ Für sie ist das wich­tig, um die Fut­ter­ra­tio­nen für die Tie­re ent­spre­chend an­zu­pas­sen. Die Tie­re sol­len nüch­tern an­ge­lie­fert und schon ei­nen hal­ben Tag vor der An­lie­fe­rung von den Bau­ern auf Diät ge­setzt wer­den.

Bei­spiel Wald­krai­burg in Bay­ern: Vi­ons größ­ter Rin­der­schlacht­be­trieb mit ei­ner Ka­pa­zi­tät von 5.000 Tie­ren in der Wo­che be­rei­tet sich wie alle an­de­ren Stand­or­te auf die hei­ße Jah­res­zeit be­son­ders vor. Auch die­ser Be­trieb, so Paul Daum, ver­fügt über eine Stall­ka­pa­zi­tät von zwei Stun­den. Im Stall sorgt eine Lüf­tungs­an­la­ge be­reits heu­te an hei­ßen Ta­gen für eine fri­sche Bri­se zur Ent­las­tung der Tie­re. Auch bei Rind wer­den be­reits un­ter­schied­li­che Sze­na­ri­en vor­be­rei­tet, u.a. auch, die An­lie­fe­run­gen bei län­ger an­hal­ten­den ho­hen Tem­pe­ra­tu­ren z. B. in die küh­le­ren Ta­ges- und Nacht­zei­ten zu ver­le­gen. Dies be­deu­tet dann eine Um­stel­lung vie­ler ex­ter­ner so­wie in­ter­ner Pro­zes­se. „Wir den­ken in­ten­siv über an­ge­pass­te Be­triebs­ab­läu­fe nach“, so Daum, „falls das Ther­mo­me­ter län­ger­fris­tig in die Höhe steigt.“

Vion will alle Be­tei­lig­ten in­for­mie­ren, da­mit sie vor­be­rei­tet sind. „Wir sind mit den Er­zeu­ger­ge­mein­schaf­ten und dem Vieh­han­del eng ver­zahnt“, so Kru­se und Daum. Der Deut­sche Wet­ter­dienst lie­fert vor­aus­schau­end die Da­ten. Die Stra­te­gen bei Vion ver­las­sen sich auf die Pro­gno­sen der Me­teo­ro­lo­gen, die min­des­tens mit ei­ner Wo­che Vor­lauf schon ab­se­hen kön­nen, wie hoch die Tem­pe­ra­tur klet­tert.

Kru­se hat vor ei­ni­gen Jah­ren ein Slot­sys­tem für die An­lie­fe­rung bei Vion in Ems­tek ent­wi­ckelt, das in­zwi­schen von vie­len an­de­ren Stand­or­ten über­nom­men wur­de. „Wir wol­len die An­lie­fe­rung der Tie­re so or­ga­ni­sie­ren, dass die Trans­por­ter ohne gro­ße War­te­zei­ten ent­la­den wer­den kön­nen. Das gilt für alle Stand­or­te von Vion“, so die Ma­na­ger.

Ste­fan Fre­richs, Ge­schäfts­füh­rer bei der Vion Zucht- und Nutz­vieh, be­tont, dass die Maß­nah­men im ver­gan­ge­nen Jahr schon ge­grif­fen hät­ten. Die Pla­nung für 2020 soll­te ei­ni­ges noch ver­bes­sern. Die Rou­ten wer­den mit we­ni­ger La­de­stel­len ge­plant, „wir ver­su­chen, dann grö­ße­re Par­ti­en an ei­nem Ort  ein­zu­sam­meln“, sagt Fre­richs.